Meine Frau und ich wollen einen lange gehegten Traum wahr machen und die Donau von der Quelle bis zur Mündung befahren.
Lange dachte ich immer wieder daran die Donau komplett zu befahren.
Vor ein paar Jahren schwärmte mir ein Freund von seiner Donau-tour im Kanu vor. Braungebrannt erzählte er von wochenlangen Etappen ohne Verkehr und der Einsamkeit auf dem Strom. Da hatte ich noch meinen Adventurer-Shop und keine Möglichkeit für eine längere Reise.
Inzwischen hat sich das geändert und ich kann mein Geschäft online führen, also auch unterwegs.
Also kann’s losgehen 🙂
Letzte Woche haben wir das Donautal erkundet und einige Dinge vor Ort abgeklärt.
Die ganze Reise soll auf Video dokumentiert werden, wobei ich auch Leute, die mit oder von der Donau leben oder arbeiten porträtieren möchte.
Kennst Du jemanden, den ich interviewen kann, für meine Video-Doku?
Die erste Etappe – Donaueschingen bis Ulm:
Wir haben endlich einen festen Termin. Am 1.9. geht es los mit den Bikes in Donaueschingen und hinter Beuron wechseln wir aufs Kanu.
Ob wir es in der Woche bis Ulm schaffen weiß ich noch nicht.
Ab Ulm wollen wir dann mit dem Fahrrad weiter bis Ingolstadt. Dieser Teil der Donau ist ziemlich verbaut und langweilig zu paddeln.
Am 1. September 2014 geht es endlich richtig los. Mit Hindernissen wie sich später herausstellt.
09:44 wir bugsieren die Fahrräder mitsamt den voll gepackten Ortlieb Taschen drei Stufen hoch in das Abteil des Donau Ferienexpress.
Hausen im Tal hat einen schönen alten Bahnhof mit Holzschindeln und verspielten Schnitzereien an den Fenstern. Allerdings hätte er eine Renovierung nötig.
Eine Stellwerkerin tut ihren Dienst in dem alten Glasanbau und informiert uns dass es hier keine Fahrkarten gibt. Wir sollen sie beim Aussteigen kaufen.
Der Regionalzug schaukelt uns durchs morgendlich diesige Donautal.
Wir fahren nach Donaueschingen, wo wir dem Lauf der Donau vom Zusammenfluss ab folgen wollen. Zur Quelle können wir leider nicht, da sie dieses Jahr neu eingefasst wird und der Zugang wegen der Baustelle abgesperrt ist.
12:35 Donaueschingen Bahnhof. Mit dem beladenen Fahrrad ist es schwierig die Treppen zur Unterführung hinunter zu kommen. Ich helfe einem Mann, der mit seinem e-Bike gestürzt ist auf die Beine und weiter die Treppe hinunter. Nach oben gibt es einen Aufzug, in dem eine blecherne Stimme die Ankunft ankündigt. War auch relativ einfach – es gibt nur unten und oben.
Zur Stadtmitte ist es nicht weit. So besuchen wir die Touristen Information und bekommen dort einiges Material über die Fahrt entlang der Donau.
Infos für Kanufahrer, einen Fahrrad Führer bis Passau und Besichtigungsvorschläge für das Donau Tal. Außerdem kaufen wir eine Fahrrad Karte in Leporello Faltung bis Passau. Sie ist so lang, dass sie gar nicht aus ihrem Kartenständer will. Wir haben es nachgemessen – es sind fast fünf Meter Länge.
Aber jetzt geht es endlich los. Durch den Donauauenpark zum Zusammenfluss von Brigach und Breg mit der jungen Donau. Hier machen wir ein paar Videoaufnahmen und weiter geht’s im Zickzack über die Ebene des mäandrierenden Flusses.
Der Donau-Radweg folgt dem Lauf des Wassers nur teilweise. Meist führt er über asphaltierte Feldwege durch Wiesen und Felder.
Vor dem Örtchen Gutmadingen lockt uns das Schild “Cafe” vom Radweg und da der Magen schon eine gewisse Leere signalisiert folge ich ihm. Leider erfolglos, es gibt hier nicht mehr viel; ein Gasthaus, das seine Dienste ab 17:00 Uhr anbietet und ein paar leere Geschäfte. Kein Cafe.
Also fahren wir weiter auf dem Radweg und in Geisingen holen wir uns etwas Verpflegung in einem Supermarkt.
In Immendingen führt der Weg an den Gleisen entlang und plötzlich ist kein Schild mehr zu sehen. Ungewöhnlich. Es muss auf der anderen Seite der Gleise weitergehen, also fahren wir zurück. Eine Rad- und Fußgängerbrücke ist die Lösung. Die Steigung ist für Tourenradler optimiert und so kommen wir gut rüber.
Die Donau Versickerung
Nach Immendingen erwartet uns das erste geologische Highlight, die erste Versickerung der Donau. Der Wasserstand wird immer niedriger und das Wasser verschwindet im Grund des Flusses. Eine Geröllhalde in Form eines Flussbettes ist das einzige was zu dieser Jahreszeit übrig bleibt.
Sämtliches Wasser ist versickert. Das wollen wir uns doch genauer ansehen. Deshalb kommen wir Tags darauf noch mal her und erkunden diese geologische Besonderheit ausgiebig.
An der Prallwand des Flusses sind bei genauem Hinschauen Stellen zu entdecken, die das Wasser abfließen lassen. Hier fliesst es nicht entlang des Ufers, sondern direkt darauf zu. Gras, Blätter und Holz werden regelrecht angesaugt und zeigen die Versickerungsstellen an. Wir haben dank des Herbstwetters wenig Störung durch andere Wanderer und Radler und können an einer Stelle sogar richtig hören wie das Wasser in den darunterliegenden Hohlraum rauscht.
An manchen Stellen im Hang sind Öffnungen, aus denen je nach Wetterlage Dampf aufsteigt. Es sind Zugänge zur Donau-Höhle, die einen Luftaustausch zulassen. Der Bergmann oder Höhlenforscher spricht von Bewettern.
In ein Loch halte ich meine Hand und merke deutlich den kühlen Luftzug.
Das Gestein hier ist von Klüften und Hohlräumen nur so durchzogen.
Die Donau wird immer weniger. Je weiter man dem Weg folgt, desto kleiner wird der Fluss, Bach, das Rinnsal. Wir entdecken eine Stelle mit einer Halbinsel, um die das Wasser fließt , am Ufer entlang wieder in die Gegenrichtung und dann ist es weg.
Ein Stück weiter kann man bereits im Flussbett laufen, ein schnellfließendes Rinnsal ist übrig. Noch ein wenige Meter weiter fliesst das Wasser, dann nach rechts und in ein Loch im Schotter. Ende der Donau.
Nur ein paar Tümpel mit Jungfischen, die im schwindenden Wasser zu überleben versuchen. Dann ist Kilometer weit nur der Schotter des Grundes zu sehen, kein Wasser kein Fisch.
Drei Wochen vorher, als wir wegen dem starken Regen eine Bergtour abbrachen und zur Erkundung hier waren, floss hier noch ein Fluss.
Jetzt ist er weg – verschluckt.
Erst in der Quelle der Aach tritt das verschwundene Wasser wieder an die Oberfläche und fließt fortan in den Rhein und damit entgegengesetzt der Donau.
Weiter geht es durch malerische Ortschaften. Immer wieder wechselt der Weg die Seiten der Donau. Oft führt er über gedeckte Holzbrücken, die hier traditionell verwendet wurden. Viele sind neueren Datums und für den Donauradweg gebaut. Die Steigungen sind auch für ungeübte gut zu bewältigen.
Wir kommen gut voran, die Feldwege hier sind zu Asphaltstraßen ausgebaut.
Den heutigen Tag beschließen wir in Mühlhausen. Hier gibt es eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen lassen wollen.
Um 21.00 Uhr am alten Rathaus. Eine Gruppe Menschen sammelt sich vor dem sechshundert Jahre alten Fachwerkbau.
Eine Gestalt mit Hellebarde, Hut, Umhang und einer flackernden Laterne in der Hand kommt herbei.
Mit dem „Hört ihr Leut und lasst euch sagen, die Kirchturm Uhr hat neun geschlagen …“ begrüßt uns der alte Nachtwächter.
Es folgt ein informativer Rundgang durch Mühlhausen mit vielen Anekdoten aus den letzten Jahrhunderten. Aber diese will ich hier nicht verraten das muß man selbst erleben.
Der Rundgang mit dem Nachtwächter findet Sonntags und Montags statt.
Im Gästehaus Theresia haben wir ein Zimmer mit Panoramablick bezogen. Aussicht auf das ganze Donau Tal und Ruhe vor dem Verkehr sind uns heute Nacht sicher.
Gästehaus Theresia *** http://www.gaestehaus-theresia.de/
Nach einer geruhsamen Nacht und dem ausgiebigen Frühstück packen wir wieder die Fahrräder für die nächste Etappe.
Flott geht es die Serpentinen hinunter ins Tal. Noch ein Foto gemacht und weiter folgen wir der Donau in das malerisch von Felsen umrahmte Tal.
Der Donauradweg schlängelt sich nun deutlich näher an der Donau entlang, das Tal wird enger. Meist begleitet nur noch die Bahnlinie den Fluss, die Straße führt aus Platzgründen mehrfach über den Berg.
Entsprechend ruhig ist es im hier. Deutlich sieht man den Felsen die Verkarstung an. Weißer Kalkstein umrahmt in Türmen und Massiven den von der Donau geschaffenen Einschnitt in die schwäbische Alb. Nach Fridingen nimmt die Bahn eine Abkürzung durch den Tunnel und das Tal wird noch enger. Der Radweg windet sich durch den Donaudurchbruch und steigt manchen Hang hoch, was dem Radler wunderbare Blicke beschert.
Oft sieht man noch heute stolze Burgen und Schlösser aufragen. Viele sind noch bewohnt und in gutem Zustand.
Bei Beuron kommen Bahn und Straße wieder und auch die Touristen mehren sich. Wir sind beim berühmten Kloster angelangt.
Allerdings halten wir uns nicht lange auf und folgen weiter dem Weg in Richtung Hausen.
Unterhalb der Burg Wildenstein, die als Jugendherberge und Gaststätte genutzt wird schauen wir uns die Maurus Höhle an, die an einem Seitenweg liegt. Der hier zutage kommende Höhlenfluss ist einer der vielen Zuflüsse, die der Donau wieder Leben einflößen.
Mit der Ankunft in Hausen haben wir die erste Fahrrad Etappe geschafft. Ab hier wollen wir im Kanu weiter. Noch einen Gang herunter schalten.
Im Kanu auf der Donau
Nach dem Pausentag, an dem wir die Donau Versickerung angesehen und Filmaufnahmen gemacht haben, packen wir unser Kanu. Das Gepäck in die wasserdichten Packsäcke, die Kochutensilien und Vorräte in die Küchentonne und die Filmausrüstung in wasserdichte Boxen.
Das Auto wird auf einem Parkplatz abgestellt und weiter geht es mit nur noch 5 km/h die Donau hinunter.
Die Befahrung der Donau ist nur eingeschränkt erlaubt, darum gilt es hier einen Befahrungsschein zu erwerben. Man bekommt ihn garniert mit Informationen zum Wasserstand beim Minigolf in Hausen, der auch gleich die Kanus dazu vermietet. Ab Sigmaringen bis Hundersingen ist ein zweiter Schein zu erwerben. In Sigmaringen erhält man die Scheine im Tourismusbüro.
Beschaulich, also mit viel Zeit zum Schauen und Genießen der Natur um uns herum. Vor allem Wasservögel begleiten unsere Fahrt, aber auch ab und an ein Nutria sind zu sehen.
Jetzt im Frühherbst sind viele Jungtiere zu beobachten. Schwäne, Enten, Blässrallen sind überall zu finden. Um Eisvögel zu sehen, muss man schon leise sein und aufmerksam die tief hängenden Zweige am Ufer entlang absuchen. Meist sieht man den blau schillernden Vogel pfeilgerade entlang des Ufers davonsirren. Das macht er bis zu seiner Reviergrenze, um dann in einem weiten Bogen über Land zurück zu kommen.
Ist man aber leise unterwegs, bleibt mancher Eisvogel auf seinem Ansitz und wartet ab. Jetzt im Spätjahr sind die Jungvögel nur noch am Verhalten von den Eltern zu unterscheiden – sie fliegen nicht so schnell auf.
Bald kommen wir zum ersten Hindernis auf unserer Tagesetappe, dem Wehr an der Neumühle. Anlegen, Aussteigen, Ausladen. Dann das Gepäck hinunter schleppen, das Kanu hinterher und wieder einladen. Da zur Zeit der Mühlkanal repariert wird, ist ausreichend Wasser vorhanden, dass uns die eineinhalb Kilometer lange Treidelstrecke erspart bleibt.
Ebensolche Portagen erwarten uns laut dem Kanu Infoblatt auch an den folgenden beiden Wehren.
Lediglich das vierte Wehr soll über eine Kanurutsche verfügen. Da sind wir mal gespannt ob wir die mit dem Gepäck fahren können.
Weiter geht es durch das Donau Tal, eingefasst von den schroff-felsigen Abbruchkanten der schwäbischen Alb.
Manchmal entdecken wir Biberspuren an den Uferbäumen, kurz darauf flitzt ein Eisvogel davon.
Erwartungsgemäß sind die nächsten beiden Wehre wieder mit Portagen zu umgehen. Deutschland ist nicht unbedingt das Kanufahrer freundlichste Land.
Allmählich wird das Tal weiter, die Felswände schrumpfen mit jedem Kilometer. Die Strömung nähert sich mal wieder der Bewegungslosigkeit an. So ist es kein Wunder, dass der nächste Betonbau im Fluss in Sicht kommt.
Eine Gruppe Tagespaddler ist vor uns zu sehen. Wir beeilen uns ein wenig um zu sehen, wie die Kanurutsche funktioniert. Erfahrungsgemäß wir der Paddler meist recht nass beim Herunterfahren solcher Rutschen. Vor allem mit viel Gepäck so wie wir.
Ganz im Gegensatz zu den drei hinter uns liegenden Wehren war der Konstrukteur dieses Exemplars wohl ein technikverliebter Kanufan. Da hat die schwäbische Gründlichkeit ein Meisterstück abgeliefert.
Man rangiert sein Kanu längs an ein Halterohr und fährt bis zur Wartelinie vor. Dort drückt man auf den gelben Buzzer und beobachtet mit einer Mischung aus Erwartung und Interesse wie sich die Dinge entwickeln.
Vor uns liegt der fast leere Kanal und ein Miniaturwehr, das uns die Fahrt versperrt. Das rote Licht der Ampel zeigt mit Recht, dass wir warten sollen.
Es rumort im Kanal, das Wehr senkt sich langsam ab. Jetzt schießt aus Löchern rechts und links Wasser in die ca. einen Meter breite Rinne. Die Strömung in die Rinne nimmt zu, der entstehende Sog beginnt an unserem Kanu zu zerren. Endlich wird die Ampel grün und wir lassen das Rohr los, die Hände schließen sich um die Paddel.
Unser Canadier beschleunigt auf bisher unerreichte Geschwindigkeit, zumindest was die bisherige Donautour angeht. Das GPS zeigt 13 km/h an, wir schießen durch den Betonkanal. Unten angekommen bremst das Wasser uns wieder ein 5 km/h.
Die letzten 1,5 km paddeln wir mit schweren Armen, dann erreichen wir den Campingplatz Sigmaringen.
Beine ausstrecken – so an Land ist ja auch wunderbar. Kanu ausladen, Kanuwagen auf den Weg stellen, Kanu drauf und Gepäck hinein. Ein freundlicher Mann begrüßt uns. Joe, der Mann mit der Lederhose. Helfende Hand auf dem Platz, erklärt er mir alles und auch die Geschichte mit seinen Lederhosen.
Wir suchen uns einen einigermaßen ruhigen Platz, dem Geräuschpegel der nahegelegenen B313 kann man sowieso nicht ausweichen.
Sigmaringen ist im Gegensatz zu Hausen eine Stadt in der das Leben tobt.
Dafür ist man zu Fuß schnell im nächsten Supermarkt oder in der Altstadt mit dem malerischen Fürsten-Schloss. Ein Spaziergang zur Besichtigung lohnt sich auf jeden Fall.
Leider konnte ich den folgenden Tag nicht so richtig genießen, eine Erkältung bescherte mir Kopfschmerzen und so mussten wir die Weiterfahrt verschieben.
Im nächsten Jahr geht die Tour weiter. Im Kanu bis Ulm und dann mit den Fahrrädern bis Ingolstadt. Ab dort sollten wir mit einem größeren Kanadier und mindestens einem Fahrrad gut weiter kommen …
Bis zum schwarzen Meer.
Ich berichte weiter, also bis bald, hier auf meinem Reise-Blog.
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